Theater
Ab Ende November 2024
Alles, was wir nicht erinnern
THALIA IN DER GAUSSSTRASSE
Christiane Hoffmann macht sich 2020 alleine und zu Fuß auf den Weg von einem Dorf in Niederschlesien 550 km nach Westen. Sie läuft den Weg, den ihr Vater 75 Jahre zuvor als Kind vor der Roten Armee fliehen musste. Das Erlebte ihres Vaters - auch wenn er sich kaum erinnern konnte - prägte auch ihr Leben, weshalb sie die Auswirkungen des Fluchttraumas aufarbeitet.
Mehr als 12 Millionen Deutsche sind Ende des Zweiten Weltkrieges auf der Flucht oder wurden vertrieben. Dieses Schicksal wirkt bis heute nach und ist im Hinblick auf die Millionen ukrainischen Geflüchteten aktueller denn je. Aber auch die deutsche Fluchtgeschichte wirkt noch immer nach. Deshalb beschloss Autorin Christiane Hoffmann kurz nach dem Tod ihres Vaters, sich seiner Geschichte zu nähern, indem sie nach Różyna (Rosenthal) in Niederschlesien reiste, um die Fluchtroute, die ihn letzten Endes nach Wedel bei Hamburg führte, nachzuempfinden. Sie wollte dabei versuchen die Auswirkungen des Fluchttraumas - auch auf folgende Generationen - zu ergründen. Aus dieser Reise und den Erfahrungen schrieb Christiane Hoffmann das Buch ALLES, WAS WIR NICHT ERINNERN - Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters.
Nun entsteht für das Thalia in der Gaußstraße ein Theaterabend, für den Christiane Hoffmann gemeinsam mit Regisseur Gernot Grünewald im Februar 2024 erneut nach Różyna reiste, um dokumentarisches Material zu sammeln. Sie sprachen mit den Menschen vor Ort - Zeitzeugen und Nachfahren. Außerdem untersuchten sie gemeinsam mit dem Videokünstler Jonas Plümke entlang der früheren Fluchtroute, welche Auswirkungen dort bis heute zu entdecken sind. Denn dort sind bis heute in den Menschen, Häusern und Landschaften Veränderungen zu entdecken, die durch die gigantische Bevölkerungsverschiebung ausgelöst wurden.
Ende November 2024 wir mit ALLES, WAS WIR NICHT ERINNERN nun ein Theaterabend, der aus all diesen Erfahrungen und Recherchen entstanden ist, seine Uraufführung im Thalia Theater in der Gaußstraße feiern. Das Stück basiert zum einen auf dem Buch von Christiane Hoffmann, aber auch auf der Forschungsreise im Februar.