Film

01. Juni 2023 20 Uhr

Liebe Angst

LICHTMESS KINO

Mutter Lore hat den Holocaust überlebt, die Kinder haben das Trauma geerbt. Kim, die Tochter, kommt ins Gespräch mit der Mutter, dabei müssen mehrere Leben geordnet werden. Denn sie alle kämpfen gegen die Angst und um ein Stück Normalität, der ihnen den Boden unter den Füßen gibt. Lore hat ein Leben lang nicht gesprochen, aber Kim will reden. Eine Annäherung zwischen Mutter und Tochter.

Tickets

Alle Infos gibt es hier

Zum Ticket

Ticketreservierung unter 040 3907603; Tickets kosten 4-5€

Als ihre Mutter Marianne Seligsohn nach Auschwitz deportiert wurde war Lore sechs Jahre alt. Sie überlebte, weil sie versteckt wurde. Bis heute ist Lore Kübler eine "DP", eine Displaced Person. Denn ihr Leben hat sie behalten, aber ihre Identität wurde gebrochen. Lores Tagesbeschäftigung besteht daraus, Artikel aus dem Weser-Kurier auf Karteikarten abzuschreiben und sie in Kisten, Körben und Kartons zu archivieren. Es scheint ihr Ausgleich für das nicht reden zu sein. Denn sie redet nicht über ihre Mutter, über ihr Versteck in dem sie überlebte, über ihren Sohn Tom, der Selbstmord beging. Doch ihre Tochter Kim will über all das reden, denn es hat nicht nur das Leben der Mutter beschädigt, sondern auch ihr eigenes. Zwischen Mutter und Tochter ist viel Wut, aber eben auch viel Kraft und Liebe, die immer da war, aber nicht immer gezeigt und ausgelebt werden konnte.

Kim lebt in Berlin, ist Künstlerin und singt. Ihre Wohnung ist ordentlich. Schräg gegenüber ihrer Wohnung hat ihre Mutter einmal gelebt, was Kim nur durch Zufall erfährt. Die Wohnung ihrer Mutter heute ist das Gegenteil der Wohnung der Tochter, dort liegt alles durcheinander. Überall liegen Zeitungen und Karteikarten - ein ganzes Leben. Sie versucht alles was sie liest zu notieren und katalogisieren. Es geht darum Erinnerungen zu bewahren und das Vergangene zu ordnen.

Die Dokumentation LIEBE ANGST zeigt eindrücklich auf, wie die Kinder das Trauma ihrer Mutter geerbt haben und wie die Tochter durch Gespräche versucht mehrere Leben wieder zu ordnen. Das Leben der beiden Frauen spielt sich irgendwo zwischen Liebe und Angst ab, geprägt vom Trauma, das beide belastet. Doch die Angst kann angesprochen werden und auch wenn sie nicht weg geht und ein Teil des Lebens ist, kann darüber sprechen ja vielleicht etwas helfen.

"Die Mutter, die Tochter, das Frühere und das Jetzt, die Schläge, die das Leben austeilt, die Risse in Beziehungen. Trauma, Depression, Selbstmord, Tod. Der Bruder fehlt. Die Mutter trauert anders als die Schwester. Doch darüber konnten sie sich wieder annähern."

Die beiden Kinder von Lore, Kim und Tom, sind wild und frei aufgewachsen. Aber dadurch eben auch haltlos und orientierungslos. Das hieß meist auch mutterlos aufzuwachsen und somit setzt sich die Vergangenheit fort. Was durch die Nazizeit aufgerissen wurde, kann auch heute nicht geschlossen werden.

LIEBE ANGST ist ein Film von Sandra Prechtel, die ihn gemeinsam mit Kim Seligsohn als Co-Autorin gedreht hat. Ihr ist wichtig das Thema aufzuarbeiten, aber nicht nur für sich selbst, sondern auch für den Film und das Publikum, sowie dadurch auch für die Nachwelt. Ein kleiner, aber wichtiger und sehr intensiver Film, der sehr persönlich daher kommt. Es wird durch LIEBE ANGST ein Gespräch über Judenvernichtung, seelische Wunden, Familie und Zeitgeschichte ermöglicht und in Beziehung gesetzt, anhand einer Familientragödie, die sich über drei Generationen erstreckt und der man sich nicht entziehen kann.

Der Dokumentarfilm LIEBE ANGST feierte im März seine Premiere in Berlin und ist nun am 01. Juni 2023 um 20 Uhr im Lichtmeß Kino zu erleben. Der Film ist ab 16 Jahren empfohlen.

LIEBE ANGST - Offizieller Trailer

Unsere Empfehlung für Dich