
Kunst
25. Oktober
Pınar Öğrenci / Nuri Musluoğlu - Fotografie neu ordnen: Protestbilder
MUSEUM FÜR KUNST UND GEWERBE
In der Ausstellung aus der Reihe "Fotografie neu ordnen" interpretiert die Künstlerin Pınar Öğrenci historische Fotografien von Nuri Musluoğlu zur türkischen Protestkultur in Deutschland neu und stellt sie in den Kontext von Praktiken des Widerstands und der Solidarität.
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Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg lässt mit deren Ausstellungsreihe "Fotografie neu ordnen" zwei Generationen mit Migrationserfahrung aufeinandertreffen und die Protestbilder des deutsch-türkischen Amateurfotografen Nuri Musluoğlu von der kurdische Künstlerin Pınar Öğrenci prespektivisch einordnen. Pınar Öğrenci schafft eine eigens für das Museum entwickelte multimediale Installation, in welcher sie die Arbeiter*innenbewegung der 70er und 80er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland aus heutiger Sicht reflektiert. Das Archivmaterial von 1975 bis 1988 zeigt Aufnahmen von Protestaktionen, Friedensmärschen, Sommerfesten, Musikaufführungen und Sportveranstaltungen sowie das Leben der Familie Musluoğlus. Es werden außerdem ausgewählte Artikel und Bildstrecken aus politischen Hamburger Zeitschrift "Arbeiterfotografie" (*1973) gezeigt um die historischen Kontexte der Fotografien Nuri Musluoğlus vertieft darstellen zu können. Die Bildstrecken erlauben Einblicke in die Wohn- und Arbeitsverhältnisse als auch die ungleichen Bildungschancen von Migrant*innen in den 80er Jahren.
Nuri Musluoğlu (*1951 in Istanbul) folgte seinen Eltern mit 14 Jahren in die BRD und absolvierte eine Lehre als Werkzeugmacher, wobei er später als Sozialarbeiter arbeitete. Er war parallel politisch aktiv, in den Gewerkschaften IG Metall und Verdi sowie in der Friedensbewegung. Er ist Mitbegründer eines deutsch-türkischen Kulturzentrums und besuchte unzählige Demonstrationen, auf welchen die ausgestellten Protestbilder entstanden sind. Er dokumentierte außerdem das deutsch-tükische Zusammenleben und Fremdenfeindlichkeiten aus dem öffentlichen Raum sowie Lebensbedingungen in den deutschen Asylunterkünften. Die Fotografien wurden von Musluoğlu unter verschiedenen Pseudonymen in der „Türkiye Postası“, einer linken Wochenzeitung für Arbeiter*innen und politisch Schutzsuchende, veröffentlicht. Nuri Musluoğlu lebt in Heilbronn und in Bodrum in der Türkei.
Pınar Öğrenci (* 1973 in Van, Türkei) beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit hauptsächlich mit Migration und Archivmaterial. Mittels multimedialen Zugangs schafft sie es mit historischem als auch zeitgenössischen Material umfangreiche, kritische Betrachtungen migrationspolitischer Umstände und Entscheidungen darzustellen. Sie ist in Istanbul studierte Architektin und Restaurateurin und wohnt seit 2018 in Deutschland, mittlerweile in Berlin. Ihre erste Einzelausstellung hatte sie 2017 im Kunsthaus Wien. Ihre Werke waren u. A. 2022 auf der documenta fifteen und der diesjährigen Venedig Biennale zu bewundern. Öğrenci ist mehrfach ausgezeichnet; 2022 war sie für den Preis der Böttcherstraße nominiert und 2023 erhielt sie den Villa Romana Preis.
Die Ausstellungsreihe "Fotografie neu ordnen" versucht Themen, Positionen, aber auch Leerstellen der Sammlung Fotografie und neue Medien am MK&G durch zeitgenössische künstlerische Interventionen kritisch zu hinterfragen. Langfristig arbeitet das Museum an einer Ergänzung der Sammlung mit weiteren Fotograf*innen mit migrantischer Herkunft.
Im Zuge der Ausstellung gibt es als Rahmenprogramm eine Kooperations-Filvorführung zwischen dem MK&G und dem Savoy Kino. Das Savoykino war in den 70er Jahren für deren Sparte an türkischen Filmen bekannt. Nun ist am Sastag den 26. Oktober um 12 Uhr der Film "Gegen die Wand" von Fatih Akin in seinem 20. Jubiläum zu sehen. Infos und Karten für die Filmvorstellung finden Sie hier.